mit dem Geländemotorrad unterwegs in Cerro chiquito

Pfarrer Hauser berichtet

Im Sommer 2001 lebte ich einen Monat lang in der Trementina bei der Familie Cabrera im Pfarrhaus der <link>ILUGUA, der lutherischen Kirche von Zacapa. Der Schwerpunkt meines Besuchs lag im Bereich biologischer Landbau. Ich begleitete den Pfarrer José Pilar Cabrera und seinen Bruder Eduardo bei ihren Fahrten zu den Projekten. Beide sind ausgebildete Theologen, Eduardo hat sich zusätzlich im biologischen Landbau qualifiziert und leitet Projekte der CIEDEG (Komitee der evangelischen Kirchen Guatemalas).

PROJEKTBESCHREIBUNG

In einem ersten Schritt wurden Bergdörfer besucht und dort Versammlungen durchgeführt, wobei die Probleme der Dorfbewohner eruiert wurden. Am Ende der Versammlung stand das Angebot der ILUGUA, pro Bergdorf drei Campesinos eine Exkursion zu einem Betrieb zu ermöglichen, der auf der Basis des organischen Landbaus erfolgreich arbeitet ( Schwerpunkt: Produktion für den heimischen Markt, Produktvielfalt ). Die Campesinos sollten ihre Zeit zur Verfügung stellen, die Kirche bezahlte Fahrt, Unterkunft und Teilnahmegebühr. (von 15 Teilnehmern meldete sich nur einer ab, wegen Krankheit von Frau und Kindern). Auch eine Campesina nahm an der Exkursion teil. Die Campesinos hatten einen Fußweg von bis zu drei Stunden zum Abfahrtort. Die Exkursion begann am Freitag um 12 Uhr und führte in einen anderen Landesteil.

Dort wurde ein Seminar durchgeführt, das theoretische (Nachteile der
Brandrodung, Gefahren von Spritzmitteln,...) und praktische Teile
(Betriebsbesichtigung: Mischkultur von Mais und verschiedenen Bohnensorten, Kaffeeplantagen, gemischte Produktion von Bananen und vielen anderen Obstsorten, Hangbefestigung durch Gräser, die auch zum Mulchen verwendet werden, Tröpfchenbewässerung, gezielte Düngung durch Kompost in der sogenannten "Labranza minima") enthielt. Am Ende des Seminars (Samstag Nachmittag) wurde mit den Teilnehmern gemeinsam besprochen und von diesen versprochen, wie viele Ar sie zunächst nach der neuen Anbauweise anlegen würden, wann sie mit dem Experiment beginnen würden, wann die ersten Ergebnisse zu besichtigen seien und welches Saatgut und welche Pflanzen sie dazu benötigen würden (es konnte von der Kirche zur Verfügung gestellt werden dank einer Projektunterstützung von Brot für die Welt).

Bereits am kommenden Montag begannen die ersten Campesinos, das Erlernte auf ihrem Land anzuwenden. Sie wurden begleitet von zwei kirchlichen Promotoren, die von Dorf zu Dorf zogen und selbst Campesinos mit Erfahrung im biologischen Landbau sind.

Zu den verabredeten Terminen sollen dann alle Interessierten des jeweiligen Bergdorfes zur Besichtigung der neu angelegten Pflanzung eingeladen werden. Sie erhalten dann dort vor Ort eine Einführung in den biologischen Landbau. Erstaunlich ist, mit welcher Begeisterung die Campesinos ihre Ergebnisse vorstellen und andere zur Nachahmung ermutigen. Bei Nachtreffen innerhalb der Kirchengemeinde werden Ergebnisse eruiert, Fehler und Schwierigkeiten offen benannt und von den Erfahrungen in anderen Dörfern profitiert.

Diese Methode, die sich "von Campesino zu Campesino" nennt, kommt mit wenig Startkapital aus und erreicht erstaunliche Erfolge.

In Gemeinden, die nicht mehr an der Exkursion teilnehmen konnten (mangels Kapazität) werden diese Projekte bei mehreren Treffen vor Ort durchgeführt.

Der große Pfarrgarten in der Trementina bildet eine reichhaltige Versuchspflanzung, in der sich die Campesinos teilweise auch am Sonntag nach dem Gottesdienst fortbilden können. Dort werden auch Pflanzen nachgezüchtet.

Pfarrer Dr. Michael Hauser, Schramberg, Sommer 2001